Es fühlt sich an, als wären wir wieder im März dieses Jahres: Bei der letzten Sitzung des ETH-Rats vom 10. bis 11. Juli wurde beschlossen, die Studiengebühren für Bildungsausländer: innen zu verdreifachen und zusätzlich alle Studiengebühren an die Inflation zu koppeln. Dies wurde bereits im März besprochen und abgelehnt, jedoch wurde diesmal der Vorschlag leider angenommen.
Wie kam es zu dieser erneuten Diskussion und der drastischen Kehrtwende nur vier Monate später? Hier spielt die Politik eine entscheidende Rolle. Wie ihr vielleicht wisst, haben der Nationalrat und der Ständerat im Zusammenhang mit der BFI-Botschaft 2025-2028, die unter anderem das Budget des ETH-Bereichs festlegt, über eine mögliche Änderung des ETH-Gesetzes gesprochen. Diese Änderung würde eine deutlich höhere Studiengebühr für Bildungsausländer: innen vorschreiben und findet breite Unterstützung bei einer Mehrheit der Parteien, auch bei solchen, die sonst eher gegen solche Erhöhungen sind (z.B. Teile der SP). Um diesem starken Eingriff in die Autonomie der ETH zuvorzukommen, hat der ETH-Rat beschlossen, das Thema erneut zu diskutieren und letztlich seine Entscheidung zu ändern.
Der VSETH setzt sich weiterhin gegen diesen Beschluss ein. Die Daten aus der WiegETHs Umfrage, die wir Anfang dieses Jahres durchgeführt haben, zeigen bereits, welche gravierenden Konsequenzen eine solche Erhöhung hätte. Hier einige not-so-fun fun-facts aus den Daten:
- Insgesamt 51% der Bildungsausländer:innen geben an, dass sie nach der Erhöhung neu ein Stipendium benötigen würden. Hinzu kommen 15% der Bildungsausländer: innen, die angeben ein zusätzliches Stipendium zu ihrem bereits vorhandenen benötigen würden und lediglich 5% geben an, auch weiterhin ganz ohne Stipendium durch ihr Studium zu kommen.
- Vor allem die Masterstudierenden ohne ETH-Bachelor werden vermehrt auf Stipendien angewiesen sein. Hinzu kommen Studierende, deren Eltern keinen akademischen Hintergrund haben, sowie ältere Studierende, für die es schon heute besonders schwer ist, eine Förderung zu erhalten.
- Bei der Frage, ob man bei Studiengebühren in der Höhe von CHF 2190 pro Semester an der ETH eine andere Hochschule gewählt hätte, gaben insgesamt 31% der Studierenden an, dass sie eine andere Hochschule gewählt hätten und 36% sich unsicher sind. Nur 32% können mit Sicherheit sagen, dass sie die ETH wieder gewählt hätten.
Die Zahlen zeigen insgesamt sehr deutlich, dass die geplante Erhöhung einen signifikanten Einfluss auf die finanzielle Lage unzähliger Studierender haben wird. Sie zeigen auch, dass ein ETH Studium für viele unter den neuen Umständen nicht mehr möglich wäre und dass unzählige Stipendien neu benötigt werden. Der Verlust an diesen ausländischen Studierenden würde zum einen die Diversität an der ETH stark vermindern und gleichzeitig würden talentierte Fachkräfte der Schweiz fern bleiben, was den Fachkräftemangel in der Schweiz weiter verstärken wird.
Wie geht es nun für uns Studis weiter? Die Erhöhung soll ab Herbstsemester 2025 eingeführt werden. Alle schon eingeschriebenen Studierende werden durch eine Übergangsregelung nicht von dieser Erhöhung betroffen sein, bereits immatrikulierte Studierende werden also ihr Bachelor- oder ihr Masterstudium ohne Gebührenerhöhung abschliessen können.
Und was hat der VSETH geplant, gegen diesen Beschluss zu unternehmen? Für den VSETH ist ganz klar: Dieser Beschluss muss angefochten werden. Eine Erhöhung der Studiengebühren ist in keiner Hinsicht eine gute Entscheidung (die Daten sprechen für sich), und dagegen sollten wir uns lautstark wehren.
Der VSETH wird sich natürlich bei der Anhörung im ETH-Bereich stark involvieren. Ausserdem planen wir bereits einen Aktionstag in den ersten Semesterwochen, an dem alle Studierenden teilnehmen und gegen diesen Beschluss protestieren können. Das genaue Datum des Aktionstags steht noch nicht fest, aber bleibt über den Studigebühren-Newsletter oder den VSETH-Instagram-Account immer auf dem Laufenden!